Montag, Februar 22, 2010

All these pills and powder could not make me stay (2)

Mein
LastFM Profil listet die "Felice Brothers" auf Platz 1 meiner letzten 6 Monate. Grund genug sie hier an 2ter Stelle zu präsentieren. aber natürlich auch, weil die Brüder meiner Meinung nach zu Besten gehören, was es im Folk-Rock zur Zeit gibt. Und auch hier sei wieder das Live-Erlebnis ans Herz gelegt, da: zum einen sehr laut und zum anderen wirklich, wirklich mitreisend. Denn was da aufspielt ist wirklich eine Familie, auch wenn nur ein Teil tatsächlich verwandt ist! Der Spass überträgt sich aufs Publikum, und trotz des hin und hers der Instrumente, sind die Jungs auf der Bühne prächtig aufeinander abgestimmt. Das Konzert in der Kulturkirche in Köln war eines der besten, die ich 2009 sehen durfte!

Die letzte Platte, Yonder is the clock, vereinigt auch alles, was das Live-Erlebnis ausmacht, Knallige Folk-Rock Songs zum Mitgrölen abgewechselt mit farbenprächtigen Balladen und handfesten Folksongs, die dem europäischen Ohr anfangs noch fremd anmuten: Chicken Wire, Memphis Flu(Songs, die sich live letztlich allerdings leicht erschliessen).
Folk-Rock sollte hier allerdings als Label nur mit Vorsicht benutzt werden, denn die Brüder brechen auf dieser Platte letztendlich mit allen Regeln des klassischen Folksongs, lediglich die Instrumentierung, Wachbrett eingeschlossen und die Dylan-Stimme von Simone Felice sind konstante Folkelemente. Gleich der erste Titel The Big Surprise beeindruckt mit seiner Songdramaturgie. Das aller liebste Lieblingslied auf dieser Platte ist aber eine Ballade: The Boy From Lawrence County ist zwar einfach gestrickt aber von der Atmosphäre her einzigartig, zerbrechlich und (Westernheld-)cool zugleich. Und auch sonst gewinnen die Balladen, All When We Were Young und Cooperstown auf der Platte noch mal an Intensität gegenüber der Live-Version.

Am Rand erwähnt: Die Zusammenarbeit von Simone Felice mit Robert Chicken Burke (George Clinton, "The Duke & The King" klingt auch äusserst superb!

Mittwoch, Februar 17, 2010

Through my sleepless day i've found, that in my dreamless sleep i'm bound (1)

Die Eröffnung macht gleich mal ein Album, welches eigentlich gar keins ist. Zum ersten wäre es mit 28 Titeln sicherlich ein Doppelalbum, doch was spielt das heute noch für eine Rolle? Zum zweiten ist es eine Sammlung von Live-Mitschnitten und B-Seiten (!), Raritäten also, die sich mehr an Fans richtet. Doch wenn man ganz genau hinhört, stellt der Fan schnell fest, daß sich täuschend neu anmutende Songs unter die wilde Mischung, der 1999 in Manchester gegründeten Indie-Rock Band, geschmuggelt haben. Auch deshalb sind I Am Kloot wohl gerade auf Tour. Wo, seht ihr hier (D), hier (UK) oder hier (LastFM) und mehr über die Band gibts hier (Wiki).

Sich die Band live anzusehen kann ich jedem nur ans Herz legen. Bassist Pete Jobson, der sein Instrument sitzend und ketterauchend wie eine Geliebte bearbeitet ist mindestens so präsent, wie Gittarist und Sänger John Bramwell, der redselig und mit Bier immer noch einen Song ankündigt. Drummer Andy Hargreaves entlockt seinen Schlagstöcken immer kunstvollere Formationen, bleibt dabei aber allzu gern im Hintergrund, wie man das von Schlagzeugern gewohnt ist. Alles in allem kommt ein Konzert von I Am Kloot viel rockiger daher, als die Studioalben vermuten lassen.

Düster, treibend, trunken, voller Traurigkeit und ungeheuer spannend klingen die Songs von I Am Kloot. Die ungeheure Kreativität mit Melodien umzugehen und Stimmungen zu schaffen, hat mich von Anfang an fasziniert. Eine große Rolle spielt die Gleichgerechtigkeit und die scheinbare Unabhängigkeit der drei Musiker. Während der Bass oft den melancholisch, dumpfen, treibenden Rythmus vorgibt, spielen die Drums eine ungewöhnlich melodische Rolle und versöhnen einen oft mit der düsteren Grundstimmung. Der Gesang ist vorwiegend eins mit der Gitarre, doch noch gefühlvoller und intensiver. Die drei versuchen sich auch gerne an freundlichen gar fröhlichen Songs, die dann oft sehr ambivalent und zweischneidig wirken.

Bitte laut hören!