Samstag, März 27, 2010

Am 8. Oktober 2008 gab es für mich den absoluten Overkill von einem Konzert. Meine beiden Favorites des Jahres 2008, Martha Wainwright und Angus & Julia Stone, traten gemeinsam, letztere als Support des erstgenannten, im Kampnagel in Hamburg auf. Das war dann ein Pflichttermin. Und auch wenn das Konzert nicht so bombastisch ausgefallen war, wie ich es mir gewünscht hatte, ist es trotzdem in meiner Erinnerung haften geblieben. Zum einen, weil Angus & Julia Stone Fans nicht zwangsläufig Martha Wainwright Fans waren, und zum anderen, weil es bestuhlt war.

Jetzt haben Angus & Julia Stone, die Geschwister aus Newport, Australien ihr zweites Studioalbum veröffentlicht: Down The Way. Nachdem ich A Book Like This wirklich rauf und runter gehört hab und daraufhin auch alle EPs und itunes Specials besorgt habe mutet mir dieses Album jetzt ein bisschen gewöhnlicher an. Aber ich könnte auch gar nicht genau beschreiben, was die Faszination an dieser Musik ausmachte, vielleicht war sie von Anfang an gewöhnlich und erwischte mich nur im richtigen Moment, wie das so oft ist. Losgelassen hat sie mich allerdings nie. Auch heute noch höre ich Angus & Julias Stones Musik, in bestimmten Momenten fühle ich mich in ihr zuhause.

Der frische Umgang mit Melodien, der Mix der beiden Stimmen, der oft treibend, gezupfte Rhythmus oder die manchmal schier unglaubliche Melancholie in manchen Stücken, ist es was den Zauber dieser Musik ausmacht. Dazu kommt manchmal die von Julia gespielte Trompete, die manchmal so gar nicht passen will und deren erster Ton beim Konzert auch total misslang. Überhaupt war das Konzert so ziemlich anders, als man es sich von den CDs vorgestellt hatte. Julia hätte direkt aus einer Amish-Siedlung kommen können, barfuß in einem weissen Kleidchen, Angus, mit Hut und Hemd. Ein Flokati auf dem Boden machte die Hausmusik-szenerie perfekt. Einige Songs brauchten mehrere Ansätze, es gab schiefe Töne. Doch die beiden schienen fröhlich, fanden das alles sehr lustig und witzelten über den Schlagzeuger, der ihnen kurz zuvor abgehauen war: Heimweh nach Australien.

Die neue Platte ist nun nach 4-maligen Hören, noch nicht ganz so catchy. Einige Songs könnten es werden: Big Jet Plane oder Black Crow haben dazu Potential und Hush, I'm not Yours oder For You haben wieder diesen Tränen-Charakter! Ich höre weiter und berichte wie sich die Platte in vier Wochen anfühlt. Genau dann nämlich, am 26. April, kommen die beiden hier nach Köln ins Gebäude 9 und ich bin sehr darauf gespannt, wie sich die Performance der beiden verändert hat.

Aber erstmal freue ich mich auf heute Abend, da kommen nämlich I Am Kloot ins Luxor!!!

Mein Lieblingslied, hier als Video:

Donnerstag, März 25, 2010

Es gab eine kleine Pause, in der ich nicht untätig war. Zum Beispiel ging ich zur Eröffnung des Bach Museums in Leipzig. Was ich zu Bach zu sagen habe, kann man hier im ZDF hören (bei Minute 1:15). Was ich zum Museum zu sagen habe, kann man hier lesen:

Johann Sebastian Bach, einer der größten und einflussreichsten Komponisten überhaupt, wenn nicht der größte, hat die meiste Zeit in Leipzig gearbeitet und gewirkt. Direkt neben seiner Hauptwirkungsstätte, der Thomaskirche wurde nun das Bach Museum im Bosehaus eröffnet.

Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die zahlreichen Original-Notenschriften, die irgendwie eine Magie ausstrahlen und die noch mal an Faszination gewinnen, wenn man sieht, wie aufwändig es damals war Notenblätter herzustellen. Tinte musste hergestellt, Linien gezogen und Blätter mussten kopiert werden. Jedes einzelne handschriftlich auf Papier, wie wir es heute nicht mehr kennen. Man stelle sich einen Fehler in einer Kopie vor, der in der morgendlich Sonntagsmesse die Kantate zerhaut...

Der Rest war typisches Museumsentertainment, ein paar Knöpfe zu drücken, ein paar Schubladen zu öffnen, Musik die blechern aus Ecken erschallt. Leider! Was fehlte war irgendwie die Musik, auch wenn es einen Raum gibt, in dem man verschiedene Instrumente per Knopfdruck zusammen mischen kann, bekam man nicht das Gefühl, Bachs Musik wahrnehmen zu können, die Genialität in der Einfachheit, die Schönheit der Melodien, die Universalität seiner Schöpfungen eingepfercht in Fakten, Beweisen und kleinen Räumen.

Ich empfehle ein einziges Konzert mit Bachstücken zu hören, laut und ausschliesslich die Musik zu fühlen. Dann ist einem Bach näher erklärt als in diesem Museum!

Diese Woche liegt/lag auf: Irrepressibles, Fanfarlo und Frightened Rabbit

Mittwoch, März 17, 2010

Es war mal wieder lustig! The Hidden Cameras im Gebäude 9 in Köln gestern abend hatten wieder mal sehr viel Spaß auf der Bühne und ich glaube auch einige Menschen im Publikum. Leider hatten sich nicht gerade viele Leute vor der Bühne versammelt, um die Queercore/Pop-Band um den Sänger und Gitarristen Joel Gibb, zu hören. Und so wirklich einfach sind die Stücke von Gibb tatsächlich nicht. Oftmal klingt es schräg und unpassend, gar unrythmisch und oft wechseln die Stücke schnell zwischen den Stimmungen.

Gibb, der beim gestrigen Konzert, deutsch-radebrechend, manchmal ungelenk zuckend über die Bühne hüpfte, ist ein ziemlich aussergewöhnlicher Sänger. Er scheint befähigt zu sein, Töne aus seinem tiefsten Inneren in seinen Mund zu befördern, dort unter starker Grimassenbildung vor unseren Ohren zu modulieren. Der Rest der Band scheint ähnlich verrückt. Das Mädchen am Keybord ist hochkonzentriert, der Geiger springt barfuss auf und ab und leistet sich wilde Kämpfe mit der Rhythmus-Gitarre, der Schlagzeuger verlangt ab und zu nach dem Xylophon...

Nach den ersten drei Stücken hatte man sich aber an den ungestümen Klang gewohnt und wippte schon bald im verqueren Takt des Musikerkollektivs aus Toronto. Man hört, die Konzerte seien immer unterschiedlich besetzt und enthielten auch schon mal Gogo-Tänzer. Und wenn ich mich an das letzte Konzert im Kölner Gloria vor ungefähr zwei Jahren erinnere, sehe ich tatsächlich einen in Skelett-Kostümen steckenden Chor und Luftschlangen vor mir. Dieses Mal war es etwas spartanischer. Lediglich zur ersten Zugabe kamen die Musiker mit Augenbinden auf die Bühne und spielten einen Song blind.

Lustig, schräg, laut und leise, verrückt und avantgardistisch!

Dienstag, März 16, 2010

Have one on me (5)

Joanna Newsoms neues Werk, für das sie sich nach dem letzten Album, "Y's", 4 Jahre Zeit gelassen hat, ist umfangreich: 3 CDs mit jeweils 6 Titeln, der längste davon um die 11 Minuten. Aber nach 1 Woche fühlt man sich darin schon wie zu hause. Ein Album, welches man, wie es scheint, immer dann auch noch hören kann, wenn einem so nach gar nix zumute ist. Und dabei ist es kein Plätscher-Gedudel, ganz im Gegenteil! Die Stimme scheint im ersten Moment unerträglich, und die Harfe erst!

Aber das Verrückte an diesem Album ist, dass man beim ersten Hören denkt: "oh Gott", dann vergisst man, dass es noch läuft und Stunden später auf der Straße hat man schon die ersten Melodiefetzen im Kopf, die einen dann über Tage nicht mehr verlassen werden. Und dabei gibt es auf diesem Album kaum Wiederholungen und der Songaufbau ist oft irgendwie asymetrisch. Deshalb wundert es einen umso mehr, das einem die Musik so eingängig ist. Es scheint die 1982 geboren Newsom nutzte Ihr Musikstudium dazu, neue Wege der Komposition zu erforschen, die nicht E-Musik mündeten, sondern in einer ihr eigenen Art, Musik zu schreiben. Das Harfenspiel hat sie seit ihrem 7. Lebensjahr perfektioniert. So sind Spiel und Gesang auch zu einer Einheit verwachsen, die vielleicht die Grundlage dafür sind uns komplizierte Kompositionen so eingängig erscheinen zu lassen.

Rein gefühlsmässig meint man einer Zauberin zu lauschen, die die Harfe eigentlich gar nicht selbst spielt und irgendwelche Geister für sich singen lässt. Und verzaubert summt man immer wieder Melodien, die aus dem Nichts im Hirn auftauchen, wie magische Abbilder, die Joanna einem in den Kopf gepflanzt hat, und die einen forthin nicht mehr loslassen. Ich höre weiter, gar nicht so laut und immer auf der Suche nach neuen Zauberpflänzchen, in der Welt der Joanna Newsom!



Montag, März 15, 2010

Ich hab meine Konzertsaison eröffnet, mit The Album Leaf im Gebäude 9 in Köln! Ich wäre zwar auch gerne zu Imogen Heap gegangen, die am selben Abend im Luxor spielte, aber man kann sich ja nicht zweiteilen.
Zum Glück hatte ich mich vorher ein bisschen eingehört, so wußte ich zumindest, dass ich mich nicht gerade auf ein wildes Rockkonzert einstellen musste. Was dann kam war ein unerwartetes Licht/Video/Soundspektakel, wobei das Licht nicht von oben kam, sondern von kleinen LED-Stäben, die an diversen Mikrofonständern und anderswo angebracht waren. Sie waren einzeln steuerbar und reagierten somit exakt auf die Songs und Instrumente, genauso wie die Videokunst, die im Hintergrund lief.
Es gab kaum Pausen, die Songs gingen ineinander über und so konnte man sich einfach auf einen Songteppich fallen lassen, den die 5 Musiker, Bass, E-Gitarre, Geige, Schlagzeug und Keyboards, vor einem ausbreiteten. Bassist, Gitarrist und Violinist mussten ab und an auch an den Tasten aushelfen oder das Xylophon schlagen.
Die meisten Songs kamen wohl vom neuen Album. Live, im Vergleich zur Studioaufnahme, ist ungleich intensiver, emotionaler und manchmal umwerfend bombastischer. Die Songs sind viel facettenreicher, was leise anfängt schwingt sich auf zu einer Wall of Sound, die einen schon fast hypnotisierte. Da harmonierten die Musiker sehr gut miteinander, jeder Einsatz stimmte, dazu die tolle, simple Bühnenshow, hinter der die Musiker teilweise verschwanden! Einfach sehenswert und ein besonderes Erlebnis!



Nächstes Konzert wird sein: The Hidden Cameras, auch Gebäude 9 und schon morgen! yippie!

Donnerstag, März 11, 2010

(4) So, jetzt hat es mich erwischt! Anstatt ultrahippes, unabhängiges Alternativzeugs zu hören, hänge ich jetzt mit Barbra Streisand ab! Warum? Vielleicht ist es das Wetter!

Barbra Streisand: Love Is The Answer, das erste wirkliche Jazz-Album der Streisand (hab ich mir sagen lassen), besticht durch seine Coolness, Leichtigkeit und mit einer Stimme, die sich scheinbar ein Leben lang auf diese Songs vorbeireitet hat.

Es gibt ein paar Klassiker, wie Smoke Gets In Your Eyes, die man schon tausendmal gehört hat, aber Barbra haucht ihnen neues Leben ein, sie moduliert, sie fühlt, sie lacht, sie weint, alles nur mit Ihrer Stimme. If You Go Away (Ne Me Quitte Pas) hat mich vom ersten Hören an fasziniert. Das Jacques Brel Stück von 1959 leuchtet auf dieser Platte wie ein Diamant unter Perlen.

Man muss dieses Album nicht laut hören um es sich zu erschliessen, es fliesst im Hintergrund, beruhigt und wärmt einen, wenn man aus der sonnigen Kälte nach Hause kommt.

Moi je t'offrirai des perles de pluie
venues de pays
où ne pleut pas

Ich werde Dir Regentropfen anbieten
die aus einem Land stammen
in dem es nicht regnet

Montag, März 08, 2010

Was von letzter Woche übrigblieb:

Broken Bells, The Waiting Game

Ein Song, leicht treibend, mit oft gegenläufigen Melodien, die einem irgendwie im Kopf umherschwirren. Der Rest ist Elektronik, recht hintergründig, aber an einem Punkt aufbrausend, mit einem kurzen Klassik-abstecher mündend in eine Folk-Gitarre; Und "ah ah ah ah ooh", sind wir glücklicherweise wieder bei der catchy phrase.

Diese Woche liegt auf:

Die anderen zwei Alben von Barzin und The Album Leaf, A Chorus Of Storytellers und Bear In Heaven mit Beast Rest Forth Mouth

Mittwoch, März 03, 2010

Your absence fills everything! (3)

Eigentlich sollte es ja Joanna Newsom sein, deren Melodiefetzen mir derzeit ständig durch den Kopf huschen, aber vielleicht kann ich nächste Woche näheres zu diesem Hörerlebnis berichten.

Deshalb an dieser Stelle ein anderes Hörerlebnis, das mich geisterhaft verfolgt und immer wieder in meiner Wiedergabe landet. Manchmal zur Beruhigung, manchmal aus Melancholie und manchmal auch einfach um die Nachbarn milde zu stimmen: Barzin, Notes To An Absent Lover. Bei dem 2009 erschienen Album hat mich das Cover schon in seinen Bann gezogen und es ist tatsächlich ein Abbild der Stimmung die auf diesem Tonträger herrscht, auch wenn es im ersten Moment an einen asiatischen Horrorfilm erinnert. Aber auch zu einem solchen würde die Musik manchmal passen! Zumindest in den Abspann, wenn viele gestorben sind, aber eine gewisse Erleichterung mitschwingt, das alles vorbei ist.

Und das ist das, was der kanadische Singer/Songwriter Barzin Hosseini mit seiner Musik erschafft, eine fröhliche Traurigkeit, die immer leicht bleibt, in hellen Tönen schwingt, mit einer Stimme die nie bricht, immer Hoffnung hat, auch wenn "your absence fills erverything". Beim Hören jetzt, scheint diese Stimmung daher zu rühren, daß Barzin seine Töne meist unten anpackt und dann nach oben zieht, so lassen einen die vielen Pausen im Gesang (The absence of melody fills everything!) nie am Boden zurück sondern immer zumindest in einer Zimmerdeckenhöhe schwebend.

Die Instrumentierung folgt der Stimme, hält sich zurück, braust manchmal auf in Pausen. Das Schlagzeug ist oft treibend und rollend, die Gitarre natürlich sehr soft, fast weinend, der Bass zurückhaltend aber tonangebend!

Es fällt schwer hier einzelne Titel hervorzuheben, die Platte hör ich immer im Ganzen, die Lieder scheinen zusammenzugehören. Einzelne Textfetzen, die einen manchmal erschauern lassen bleiben übrig und das Gefühl, daß der leise Rhythmus der Welt dich immer weiter trägt, auf Barzins Flügeln.

Doch einen Titel möchte ich Euch mit auf den Weg geben: "Nobody told me", also sagt hinterher nicht, ich hätte Euch nichts über dieses wundervolle Werk erzählt!


Dienstag, März 02, 2010

dazwischen!

Mein liebster schwuler Singer/Songwriter Christopher Dallman hat ein neues Video: Ghosts!



Montag, März 01, 2010

dazwischen!

Diese Woche liegt auf: Joanna Newsom, Have One On Me und Broken Bells, Broken Bells

ausserdem!

Heisser Tip: Timid Tiger And The Electric Island. Neues Album soeben erschienen! Viel Spaß :)